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Coronakrise und Klimakrise

Am 28. Januar 2020 war ich auf einer Veranstaltung der Darmstädter "Scientists for Future" mit dem Titel: Grünes Wirtschaftswachstum oder Systemchange. Auf dem Podium saßen wissenschaftliche Vertreter*innen dieser unterschiedlichen  Bewältigungsszenarien in der Klima-Krise. Die Veranstaltung in einem Hörsaal im Uhrturm des alten TU Gebäudes war proppenvoll, mehrheitlich von Student*innen besucht. 

Es ging um die Frage: Wie gelingt die sozial-ökologische Wende zur Bewältigung der Klima-Krise? Ist die Transformation zu einem grünen Kapitalismus schneller und effektiver oder braucht es dazu einen Systemchange hin zu einer neuen solidarischen und ökologischen Gesellschafts- und Wirtschaftsform.

Sowohl die Statements der Wissenschaftler*innen, als auch die anschließende Diskussion mit dem Publikum war mitreißend und sehr lebendig. Es fielen Sätze wie: Notwendig ist der Rückbau des Frankfurter Flughafens. Einzelne Wirtschaftszweige, wie z.B. der Energiebereich müssen verstaatlicht werden. Auch die Enteignung von Privatbesitz ist in manchen Bereichen notwendig. Die Politik muss als Interessensvertretung der Gesamtgesellschaft Vorrang vor den Wirtschaftsinteressen haben. Die öffentliche Daseinsvorsorge muss verteidigt und wiederhergestellt werden. Die Reglementierung von klimaschädlichem Verhalten muss verstärkt werden. 

Mir stockte der Atem! Solche Sätze hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Rückbau des Frankfurter Flughafens! Wer konnte so etwas denken, geschweige denn aussprechen! Verstaatlichung! Was für ein Wort. Öffentliche Daseinsvorsorge verteidigen! Bedeutete das, unser Gesundheitssystem von wirtschaftlichen Verwertungszwängen zu befreien und stattdessen am Wohl der Patienten und am Pflegepersonal zu orientieren? Reglementierung von klimaschädlichem Verhalten. Bedeutete das, dass SUV Fahrer ordentlich Steuern aufgebrummt kriegen, soviel, dass sie die Lust am Panzerfahren verlieren? Hieß das die Einführung von Tempolimits auf Autobahnen und die Einschränkung des Autoverkehrs in Innenstädten?

Ja, das wäre schon schön und könnte den Klimawandel verlangsamen. Aber es wird nicht passieren, dachte ich mir an diesem 28. Januar 2020.

Nie, nie, nie hätte ich mir träumen lassen, dass einiges davon keine 8 Wochen später schon eingetreten ist. Zumindest vorübergehend. 

Aber jetzt wissen wir alle: Es ist möglich! Wir könnten, wenn wir wollen, auch den Anstieg der Klimakurve verlangsamen, abflachen, dass die Folgen des Klimawandels bewältigbar werden. Wenn wir nur wollen. 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Frieß (Mittwoch, 15 April 2020 17:06)

    BRAVO !