Die Natur atmet auf. Tiere genießen die Ruhe. Viel mehr Wale und Delfine können auf den kanarischen Inseln beobachtet werden, sogar ohne weit aufs Meer hinauszufahren. In den italienischen Häfen Triest und Cagliari tummeln sich Delfine in den Hafenbecken und im glasklaren Wasser der Kanäle von Venedig schwimmen Fische und kein Abfall.
Das ist eine Nebenwirkung des Corona Lockdowns. Die Pause vom Lärm und Schmutz, den der Tourismus verursacht und hinterlässt, tut der Natur gut.
Als ich diese Meldungen hörte, fiel mir ein einmaliges Erlebnis ein.
Am Kap Finisterre, wo ich nach einer Jakobsweg Wanderung 2002 noch einige Tage verbrachte, hatte ich dieses beglückende Erlebnis. Wir waren von unserem Unterkunftsort zu einem Hügel über einer Meeresbucht spaziert, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Just an diesem Abend war der Himmel jedoch so verhangen, dass die Sonne unsichtbar blieb. Etwas enttäuscht setzten wir uns ins Gras und blickten auf die kleine Bucht mit dem Sandstrand eingerahmt von Felsen. Das Meer und der Himmel einheitsgrau und kaum zu unterscheiden.
Dann aber bot sich uns dieses einmalige Schauspiel: Eine Gruppe Tümmler (wie wir später erfuhren) schwamm und tanzte in Formation, spielte und sprang umeinander, immer in der Bucht hin und her. Sie hüpften und surften und spielten ganz offensichtlich miteinander. Wunderschön. Wir waren so verzaubert von dieser Vorstellung, die scheinbar für uns gegeben wurde. Das Schauspiel war für uns wie ein Gruß, wie ein Geschenk für die braven und tapferen Jakobspilgerlein, wie eine Belohnung für all den Schweiß und Fußblasen.
Aber nach einer Weile erkannten wir, dass das Schauspiel nicht für uns ist. Es war kein Geschenk, keine Belohnung, keine Vorstellung. Die Tümmler tanzten und spielten ohne irgendeinen Zweck, ohne eine Absicht, völlig selbstgenügsam, einfach so.
Und diese Erkenntnis war dann noch beglückender, noch intensiver. Dieses Bild von der Schönheit des Daseins. Und selbst ein Teil davon zu sein. Einfach Dasein.
Zwei Monate später, im November 2002, havarierte der Öltanker Prestige vor der Küste Galiziens und verursachte die schlimmste Ölpest an Spaniens und Frankreichs Küsten. Hunderttausende von Seevögeln, Fischen und anderen Meerestieren starben und spanische Fischer und Naturschützer kämpften monatelang für die Säuberung der Küsten.
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marianne (Donnerstag, 18 Juni 2020 08:43)
Ein wunderschönes Bild, das du erlebt hast. Wir Menschen können viel davon lernen:
einfach nur sein, ohne "umzu" (Ziel, Vorstellung, Bewertung).
Herzliche Grüße liebe Evi