Seit der Coronakrise und mit fortschreitender Dauer, bekomme ich ein anderes Zeitgefühl. Die Zeit vergeht langsamer, zäher, gleichförmiger. Vielleicht kommt das daher, dass ich nichts mehr vorhabe. Oder so gut, wie nichts mehr. Keine Termine, keine Events, keine Treffen, keine Einladungen. Keine Ziele mehr, keine Vorhaben, keine Pläne. Viel mehr Leben im Hier und Jetzt. Ich kann mir jeden Tag frei überlegen, was ich machen will, was ich mit dem Tag anfangen will.
Allerdings lähmt mich dieser Zustand auch manchmal. Es ist ja völlig egal, ob ich irgendetwas heute oder morgen mache. Fenster putzen z. B. Oder Haare waschen. Oder andere Klamotten anziehen. Wenn ich eh nicht aus dem Haus gehe, mich mit niemand treffe, niemand einlade.
Sogar das Wetter ist seit Wochen immer gleich, egal.
Keine Abwechslung, keine Struktur, keine Veränderung. Die Tage sind gleich.
Einkaufen gehen ist schon ein kleines Event geworden. Es findet seltener statt und auch zügiger, gezielter, keineswegs hektisch. Meistens freundliche Gelassenheit in den Corona - Warteschlangen.
Ansonsten ist alles langsamer und vor allem stiller geworden. Keine Einladungen, für die irgendetwas vorzubereiten oder zu überlegen ist. Keine Urlaubsplanungen und Vorbereitungen. Keine Ausflüge und Terminabstimmungen. Der Terminkalender ist leer. Keine Demos, keine politischen Veranstaltungen.
Verabredungen zum Spazierengehen finden (relativ) spontan statt, weil es bei allen gleich aussieht. Wenn man sich besuchen könnte, könnte es wie früher zu spontanen, unangemeldeten Besuchen kommen!?
Trotzdem vergehen die Tage und Wochen schnell. Weil es so wenig Abwechslung gibt? Weil man soviel zu Hause ist und nichts passiert? Und jeder Tag gleich ist.
Irgendwie ist der Zustand wie ganz früher in den großen Sommerferien. Ein schier unendlicher Zeitraum ohne Anforderung von außen. Schön langweilig. Ja, ich finde das ist kein Widerspruch. Ich finde Langeweile schön. Die Langeweile gibt Zeit und Raum für Impulse aus sich heraus und nicht von außen.
Alle Abwechslung, die Struktur, die Veränderung muss aus mir selbst kommen.
Gestern habe ich eine meiner "Prophetinnen" getroffen. Auf die Frage wie es ihr geht, sagte sie zu mir: Ich lebe jetzt. Ich mache keine Pläne. Ich habe deshalb keine Angst vor der Zukunft. Mir geht's gut.
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Frieß (Donnerstag, 23 April 2020 19:20)
Schöne Gedanken
Marianne (Samstag, 25 April 2020 11:18)
Ja, das geht mir auch so.