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Vaterlandsverräter

Gerade habe ich das Buch von Ole Nymoen "Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde" mit dem Untertitel "Gegen die Kriegstüchtigkeit" gelesen. Hut ab vor dem jungen Mann. Der traut sich was. Er traut sich auszusprechen und öffentlich zu vertreten, was gänzlich gegen den Mainstream geht. Zusammengefasst sagt er: Die Grenzen verlaufen nicht zwischen Nationen, sondern zwischen oben und unten, zwischen arm und reich, zwischen den Mächtigen und den Ohnmächtigen. Folglich sind Kriege zwischen den Nationen die Kriege der Mächtigen, die die Ohnmächtigen zwingen für "ihre"Nation zu kämpfen und zu sterben.

Er, Nymoen, will nicht für "sein" Land kämpfen, auch wenn seine Freiheit dadurch eingeschränkt würde. Er würde sich entscheiden lieber in Unfreiheit zu leben, als sein Leben dafür zu geben. Lieber in Unfreiheit leben, als für die Freiheit, z. B. die Meinungsfreiheit zu sterben.

So denke ich auch. Mit Nation und Vaterland konnte ich noch nie was anfangen. Und deshalb war ich auch entsetzt, als ich auf der ersten "Friedensdemo" für die Ukraine den Platz mit ukrainischen Nationalfahnen voll fand und dann auch noch die ukrainische Nationalhymne gesungen wurde. Was habe ich mit der Ukraine zu schaffen, fragte ich mich. Klar, mit den Menschen, den Ukrainer*innen schon. Aber doch nicht mit dem Nationalstaat Ukraine. Genauso wenig habe ich mit dem Staat Russland am Hut. Aber warum sollte ich plötzlich alle Russen und Russinnen verabscheuen.

Gleich danach wurde mir aber schon klar, warum wir uns mit dem Staat Ukraine identifizieren sollen: Die sollen mit unserer Waffenhilfe für uns kämpfen und "unsere" Demokratie und "unsere" Freiheit verteidigen.

Und das Ganze bietet einen wunderbaren Vorwand für Aufrüstung ungeahnten Ausmaßes und geistige Mobilmachung der Bevölkerung.

Interessanterweise oder eher, na klar, sind die Mobilmacher nicht mehr in dem Alter selbst in den Krieg ziehen zu müssen. Sie wollen wieder die jungen Männer und vielleicht auch bald die jungen Frauen kriegswillig und kriegstüchtig machen. Ich frage mich wirklich: Wollt ihr das wirklich? Wollt ihr eure Kinder und Enkel in einen Krieg in die Schützengräben schicken? Das ist die notwendige Folge, weil die ganzen schönen neuen Waffen wollen ja bedient und eingesetzt  werden.

Ich hoffe auf die jungen Männer, dass die das nicht mehr mit sich machen lassen. Junge Männer, wie Ole Nymoen.

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