Sterben. Wie geht das? Ist es ein passives Geschehen? Ist es ein aktiver Vorgang? Eine Entscheidung unseres Geistes? Entscheidet sich der Körper, unsere Zellen, dass sie sterben und sich nicht mehr erneuern?
Kann man und frau sein, ihr Sterben vorbereiten? Kann frau, man dann leichter gehen, loslassen?
Kann Loslassen geübt werden? Lang vorher schon.
Von was können wir uns vorher, bevor der Sterbeprozess beginnt, schon befreien? Losmachen?
Die Planung der eigenen Beerdigung. Das letzte "Projekt" im Leben eines Menschen.
Erdbestattung oder Verbrennung. Grab, Wiese oder Wald. Sarg oder Leintuch. Trauerfeier kirchlich oder weltlich oder gar nicht. Musik?
Das Auswählen der Stücke, der Lieder.
Was soll mit meinem Nachlass geschehen? Besitz, Immobilien, Geld, Möbel, Bücher, Kunst, Hausrat, Kleidung. Digitaler Nachlass, Tagebücher.
Besuche bei einem Freund, der stirbt und mir zeigt, wie Sterben geht. Er kann oder will oder beides nicht mehr essen. Er verwandelt sich in ein ausgezehrtes Vögelchen in seinem Nest.
Ich frage ihn, was er sich wünschen würde, wenn er einen Wunsch frei hätte. Ich erwarte als Antwort Großes, wie zum Beispiel eine Weltreise oder Gesundheit und Jugend oder Reichtum. Der Wunsch des Freundes ist jedoch so einfach und klein: Kartoffelsalat und Backfisch zu essen in einem bestimmten Gasthaus im Odenwald. So ist das also, so einfach. Mir fiel dazu ein Text von Dostojewskij ein:
"Das lebendige Leben muss etwas unglaublich Einfaches sein, das Alltäglichste und Unverborgenste, etwas Tagtägliches und Allstündliches, etwas dermaßen Gewöhnliches, dass wir einfach nicht glauben können, dieses Einfache könnte es sein."
Vielleicht hat John Lennon dasselbe gemeint und nur etwas lapidarer ausgedrückt: Leben ist das was geschieht, während wir auf etwas ganz anderes warten. Das kenne ich nur zu gut. Das Warten auf großartige Ereignisse.
Irgendwann warten wir nur noch auf den Tod?
Der Freund berichtet, wie unablässig sich die Gedanken in seinem Kopf drehen, ihn bedrängen, er ihnen ausgeliefert ist. Er kann sich nicht ablenken, er kann nicht entfliehen, kann nicht einfach aufstehen und nach draußen rennen. Er freut sich über Besuch, auch wenn er oft schläft oder den Gesprächen mit geschlossenen Augen zuhört.
Hat die Art, wie jemensch stirbt, etwas damit zu tun, wie er vorher gelebt hat?
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