Toxische Männlichkeit

Auf dem Weg zum Kranichsteiner Bahnhof , ich hatte gerade die Geleise überquert, kam mir ein Auto mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Ich schüttelte den Kopf, ärgerte mich über den rücksichtslosen Fahrer und ging weiter, als ich bemerkte, das der Autofahrer abrupt abbremste und noch vor den Geleisen rechts ran fuhr und anhielt. Er stieg aus und ging laut schreiend und schimpfend hinter einer Spaziergängerin mit einem großen Hund hinterher. Zunächst dachte ich, dass der Autofahrer die Spaziergängerin kennt, weil er sie duzte und persönlich anschrie. Ich dachte es sei ein Beziehungsstreit und ich war alarmiert und überlegte schon, wie ich der Frau helfen könnte, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. Der Mann war sehr bedrohlich und aggressiv. Zum Glück war die Frau schon ein gutes Stück weitergegangen. Dann wurde mir aber klar, dass die beiden sich gar nicht kennen und der Mann nur so außer sich war, weil die Spaziergängerin wegen der hohen Geschwindigkeit eine Geste gemacht hat, die der Autofahrer gesehen hat und die ihn so ausrasten ließ. Es war also reiner Zufall, dass er auf die Frau losging und nicht auf mich; mein Kopfschütteln hatte er nicht gesehen, jedoch die Geste der anderen Frau. Er hat sich dadurch so gemaßregelt gefühlt, dass er in einem solchen Maß reagierte. Er schrie etwas von: Willst du wissen, wie schnell ich fahre, hast du auf den Tacho geschaut, was hast du überhaupt zu sagen, kannst du überhaupt etwas zu melden. So sinngemäß. Ich hielt es für das beste mich nicht einzumischen und nichts zu sagen. Die Frau war auch schon weit genug weg, so dass keine akute Gefahr bestand. Weil die Frau einfach ruhig weiter ging und auch nicht reagierte, stieg der Aggressivling wieder in sein Auto und fuhr weg. Obwohl keine physische Gewalt ausgeübt wurde, hat mich das aufgewühlt und es hat mir Angst gemacht. Dieser Mann ist in seinem Auto unberechenbar, eine permanente Gefahr im Autoverkehr. Und es wird eine Atmosphäre von Gewalt und Dominanz verbreitet, die allen anderen Verkehrsteilnehmer bedeutet: Du hast nichts zu melden, die Straße gehört mir.