Die Hummel

Als ich vor zwei Jahren im Krankenhaus war, das erste Mal als Patientin, hatte ich ein inniges Erlebnis mit einer Hummel, das mich heute noch berührt, wenn ich daran denke.

Es war im August und gnadenlos heiß und drückend. Mein Krankenzimmer hatte sich so richtig schön aufgeheizt. Große Fensterfronten nach Süden, statt Grün, was Kühlung bringen könnte, nur Mauern und Brache vor dem Fenster. Gegen Abend dann, als ich all mein Pflichtprogramm abgeleistet hatte, sämtliche Untersuchungen, Befragungen, Belehrungen hinter mich gebracht hatte, stand ich am Fenster und wartete auf das erlösende Gewitter, das Abkühlung bringen sollte. Ich stand am offenen Fenster und genoss den Regen und die Kühle, als ich in dieser Steinwüste eine kleine dicke Hummel entdeckte, die sich an einem Gitter festgekrallt hatte. Je mehr es regnete und stürmte, desto mehr umfasste sie den dünnen Stab mit ihren flaumigen Beinchen. Die Windböen schüttelten sie durch und zerrten an ihr. Der Regen peitschte und durchnässte sie, so dass ihr Pelzchen an ihr klebte und sie gar nicht mehr so rundlich aussah.

Ich sorgte mich um die Hummel. Ob sie es wohl schaffen würde, das Gewitter zu überstehen an dieser Stelle, wo sie so ungeschützt den Elementen ausgeliefert war? Auch rührte mich diese Geste, wie sie sich festklammerte, um ihr Leben kämpfte, sehr an.

Dieser Wille (kann man das so sagen? Oder ist das nicht vielmehr nur ein Reflex?) zu überleben von einem so kleinen Lebewesen.

Als das Gewitter vorüber war und der Regen aufgehört hatte und die Sonne wieder erschien, dachte ich die Hummel sei tot und die Umklammerung nur noch ein Reflex. Aber da hatte ich mich gewaltig getäuscht. Die kleine Hummel wartete nur bis ihre Flügelchen und ihr Pelzchen trocken waren. Dann flog sie, wie mir schien, wohlgemut von dannen. Und mir war dann auch leichter, dass meine Sorge unbegründet war.

So ein kleines Lebewesen. So eine Lebenskraft. So eine Ausdauer. Leben wollen? Einfach leben?

Das war mein schönstes Krankenhauserlebnis.