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Freiheit

Wenn ich an Freiheit denke, fällt mir als erstes das Lied "Die Gedanken sind frei" ein und besonders die Zeilen, die von der inneren Freiheit sprechen. Diese innere Freiheit kann man doch überall empfinden, auch im Gefängnis. Rosa Luxemburg ist ein großes Vorbild für mich. 

Die innere Freiheit ist für mich ein Gefühlszustand, den ich unbedingt erstrebenswert finde. Oft denke ich darüber nach, was mich hindert, mich frei zu fühlen. Zunächst hindern mich meine eigenen Zwänge und Ängste. Mein Besitz, meine Zwanghaftigkeit, meine (überflüssigen) Ängste schränken mich ein und verhindern, dass ich mich frei fühle. 

Dann gibt es die äußeren Umstände, die meine Freiheit einschränken, z.B. reale oder "gefühlte" Bedrohungen, mich nachts in bestimmten Gegenden zu bewegen und aufzuhalten. Meine Sicherheit ist nicht überall garantiert und diese ist eine der Voraussetzungen für Freiheit.

In Unsicherheit, Bedrohung durch Gewalt und Krieg gibt es keine Freiheit. Eine angstfreie sichere Umgebung ist die Voraussetzung für Freiheit. Diese Freiheit ist auch im Gefängnis möglich, wie ich von Rosa Luxemburg lerne, solange man nicht von ständiger Willkür und Folter bedroht ist.

Auch in absoluter Armut, wenn das Überleben ständig bedroht ist, wenn es keine Sicherheit für das Existenzminimum gibt, ist Freiheit schwer möglich.

Sicherheit für Leib und Leben ist die absolute Voraussetzung für Freiheit. Willkür und Unsicherheit ausgesetzt zu sein, macht innere Freiheit fast unmöglich.

Auch der Zugang zu Bildung und Kultur ist ein Kriterium für Freiheit. Wer arm und prekär leben muss und deshalb keinen Zugang zu Literatur, Kunst und Kultur, zu Theater und Wissenschaft hat, lebt nicht in Freiheit. Der Ausschluss von Bildung ist eine Form von struktureller Gewalt.

Häufig denken wir bei Freiheit an Konsumfreiheit und Reisefreiheit. Das war für mich nie ein Kriterium mich frei zu fühlen, welche Konsumgüter ich kaufen könnte, wenn ich denn könnte. Auch die potentielle Verfügbarkeit von Reiseländern ist, glaub ich jedenfalls, keine Voraussetzung für den Grad an Freiheit. 

Die Meinungsfreiheit, die z.B. aus dem Netz auf mich einstürmt, ist für mich weniger ein Kriterium für Freiheit. Es macht mir eher Angst und Beklemmung und das ist für Freiheit eher einschränkend. 

"Ich denke was ich will und was mich beglücket" heißt es in dem Lied. Die Gedanken sind frei! Das ist für mich der Maßstab, ob ich frei bin. Sind meine Gedanken frei? Denke ich was ich will? Oder bin ich beherrscht von meiner Angst und Zwanghaftigkeit? 

Ein gutes Kriterium zur Beurteilung von innerer Freiheit ist die Unterscheidung, was muss und was kann ich tun und denken. 

Gute Nachricht für junge Leute: Ich fühle mich heute meistens freier, als als junge Frau. Und ich denke, das hängt damit zusammen, dass ich heute mehr denke, was ich will, als was ich soll.

Freiheit ist für mich ein Gefühlszustand, den ich absolut erstrebenswert finde. Ich sehe mich auf einem Felsen sitzen und übers Meer blicken, in meiner Hand einen Wanderstab und auf dem Rücken ein ganz kleines Bündel meiner Habseligkeiten. Das ist mein Bild von Freiheit. Innerer Freiheit.

Was ist für euch Freiheit? Wann fühlt ihr euch frei?

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Kommentare: 2
  • #1

    marianne (Mittwoch, 04 Mai 2022 12:10)

    Der Weg zur Freiheit geht für mich nach innen. Es sind diese Momente wenn Gedanken ruhen oder einfach vorbeiziehen wie Wolken die wandern, Gefühle in der Folge keinen Raum haben. Der Körper (mit den zunehmenden Gebrechlichkeiten des Alters) nicht fokusiert ist sondern diese Grenzen sich auflösen, allenfalls Schmerz aber kein Leid spürbar ist, wenn er sich mit den kosmischen Energien verbunden hat, es weder Raum noch Zeit gibt, kein Anhaften an Subjekte oder Objekte da ist, nur unendliche Weite, Frieden, Stille... Dies zu erreichen ist nicht von meinem Willen abhängig . Es ist vielleicht durch Hingabe/Gnade erlebbar.
    In diesem Zustand des erweiterten Bewußtseins bist du im Außen (in der Welt) weitgehend offen allem gegenüber (Menschen oder Dingen). Du begegnest ohne Vorurteile, vergangenem Erlebtem oder Konzepten, die du gespeichert hast oder oder... Eben in dem Moment.
    Das hat für mich viel mit Freiheit zu tun.
    Liebe Evi, Dein Bild am bereggipfel mit dem Wanderstock ist wunderschön.
    Herzliche Grüße

  • #2

    Friess (Samstag, 14 Mai 2022)

    Das Reich der Freiheit beginnt dort, wo das Reich der Arbeit endet .