Dinge und Besitz ansammeln, nicht loslassen können, nicht weggeben können, immer mehr Dinge sammeln, nichts wegwerfen können, extreme Vorratshaltungen, wie Prepper, Messies, regelrechte Vermüllung. All das habe ich in meinem Berufsleben in vielen Varianten kennengelernt. Interessant.
Wie ist es aber mit dem "normalen" Durchschnittsmenschen, wie mir? Da sammelt sich im Laufe des Lebens auch ganz schön was an. Mit Verwunderung erinnere ich mich an meine ersten Umzüge mit dem VW Käfer. Das reichte für meine Besitztümer aus.
Im Durchschnitt besitzt jeder Haushalt etwa 10 000 Dinge (Kleidungsstücke, Wäsche, Töpfe, Geschirr, CD s, Elektrogeräte, Möbel, Bücher, Bildbände, Fotoalben, Tischdecken, Vasen, Deko, Schuhe, Schals und Schirme, Lebensmittelvorräte, Werkzeuge, usw.,usw.).
Ebenso im Durchschnitt werden von diesen 10 000 Dingen nur 5000 überhaupt angefasst! Geschweige denn benutzt.
Das heißt doch: Von den 10 000 Dingen (im Durchschnitt, manche weniger, manche mehr) werden höchstens 5000 gebraucht, zumindest mal angefasst. Da sind wir schon beim nächsten Problem: Dinge verlangen von uns Aufmerksamkeit und Pflege. Und vielleicht fassen wir sie auch nur deshalb an, um sie abzustauben, zu spülen, zu waschen, aufzuräumen und wieder zurück in den Schrank zu stellen oder zu legen, ohne dass wir sie wirklich gebrauchen.
Besitz kann belasten, einen beschäftigen. Damit meine ich hauptsächlich all die Dinge, aber auch Geld. Vor vielen Jahren besaß ich mal 2 kleine Aktienfond Paketchen. Mit der Zeit merkte ich, wie mich das beschäftigt, ängstlich macht, wie ich anfing Aktienkurse zu verfolgen und Zeit damit zu verbringen. Das wollte ich gar nicht. Und deshalb war ich heilfroh, als ich die Aktienfonds wieder "neutral", d.h. ohne große Verluste, (aber auch ohne Gewinn) wieder los war.
Natürlich finde ich es beruhend ein kleines Rücklagenpolster zu besitzen. Aber ich will mich nicht darum kümmern, sorgen müssen, ich will mich damit nicht beschäftigen müssen. Ganz zu schweigen von der Aufgabe, mich auch noch mit der Verantwortlichkeit der Geldanlage zu beschäftigen, d.h. ob die Geldanlage nicht in Waffenproduktion, fossiler Energie oder Atomenergie landet.
Und so ist es auch mit allen anderen Dingen in meinem Leben. Mein großes Ziel: Nur noch das zu besitzen, was ich wirklich brauche, benutze. Dinge. die mir das Leben leichter und schöner machen und mich nicht belasten, weil sie überflüssig sind.
Das Gefühl von Freiheit auf dem Jakobsweg, wo wir nur mit dem wenigen auskommen mussten, was wir auf dem Rücken tragen konnten. Und die Erfahrung machen, dass das ausreicht. Viele Pilger schicken sogar wieder etwas nach Hause, weil sie nach kurzer Zeit merken, das das immer noch zu viel ist, zu schwer, belastet nur und wird nicht gebraucht. Dieses Freiheitsgefühl, diese Ungebundenheit, das war wirklich nachhaltig prägend für mich.
All die Dinge binden Kraft und Zeit. All die Dinge, die geputzt, verwaltet, geordnet, aufgeräumt, unterhalten, kontrolliert, abgestaubt und in Ordnung gehalten werden wollen. All die Dinge, die nach unserem Tod keiner mehr haben will und unsere Nachkommen belasten.
Vieles bin ich schon losgeworden, habe ich auf vielfältige Weise verteilt, verschenkt, weggeworfen. Aber viel ist auch noch zu tun. Ich freue mich über jedes Ding, das ich jemandem geben kann, der es wirklich braucht oder gebraucht. Viel habe ich zu Oxfam gebracht oder ins "Haus der 1000 Dinge" oder einfach vor die Tür gestellt oder auf den Sperrmüll.
Dinge loszuwerden, loszulassen erleichtert mich, macht mich ungebundener, macht mich freier, unbelasteter.
Und, liebe Leute mit Nachkommen: Macht Euch bitte Gedanken, was mit all den Dingen geschehen soll nach Eurem Tod.
Melanie (Samstag, 06 März 2021 20:35)
Aufräumen entrümpeln verschenken ist unglaublich befreiend für mich, ich möchte nichts mehr sammeln oder aufheben. Zeug belastet einen nur, denn um das Zeug muss man sich kümmern. Je mehr Spielsachen mein Sohn zur Auswahl desto weniger spielt er weil er überfordert ist. Danke für den schönen Bericht
Marianne (Freitag, 19 Februar 2021)
Ja, so wahr und auch schwer.
Also, schmeißt die Möbel aus dem Fenster und lasst uns tanzen.
Friess (Freitag, 19 Februar 2021 09:31)
less is more
Schon vielfach bewährt.
Ruth (Donnerstag, 18 Februar 2021 18:04)
Dem kann ich nur zustimmen!
Ich habe durch meine beiden Umzüge in den letzten Jahren mich schon von so vielen Dingen getrennt.
Am schwersten fällt es mir, mich von Büchern zu trennen, und manchmal habe ich auch schon das
eine oder andere vermißt. Aber das ist dann so und nicht weiter tragisch. Aber die Erleichterung, mit
weniger Dingen belastet zu sein überwiegt.