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Angst vor....

Angst vor der Zukunft. Angst vor Veränderung, vor Unsicherheit, vor Bodenlosigkeit. Angst, dass nichts bleibt, wie es ist. Angst, dass alles bleibt wie es ist. Angst vor Krankheit, vor der Krankheit, vor Hilfsbedürftigkeit und Tod. Angst, keine Hilfe zu bekommen. Angst vor Verlust von geliebten Menschen. Angst vor Verlust von Freiheiten und Möglichkeiten, wie Reisen, Erlebnisse, Abenteuer. Angst vor dem Auseinanderbrechen der Gesellschaft, der Spaltung der Gesellschaft, der Entsolidarisierung. Angst vor Nazis, vor dem Hass, vor der Normalität des Bösen. Angst vor Krieg, Unruhen, Gewalt. 

Angst vor dem Altwerden, vor Verlust von Kraft, Fähigkeiten, Attraktivität. Angst nichts (mehr) wert zu sein, zu nichts (mehr) nütze zu sein. Angst vor Einsamkeit, dem Verlust von Genussfähigkeit, Bewegungsfähigkeit, Mobilität. Angst vor Schmerzen, vor Demenz, Depression, vor Auflösung. Angst vor Verachtung, nicht wahrgenommen werden, Unsichtbarkeit. Angst vor Fehlern, vor Schuld, vor anderen Wehtun, gewollt oder ungewollt. Angst vor Lebensmittelmotten, vor Kleidermotten, vor Schimmel,  dass Lebensmittel verderben. Angst, dass das Klopapier nicht ausreicht?! Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Angst den Erwartungen Anderer nicht zu genügen. 

Angst vor den Folgen des Klimawandels, vor Überschwemmung, Dürre, Wassernot. Angst vor dem Verlust der Wälder, der Bäume, der Artenvielfalt, der Verschmutzung und Zerstörung der Natur. Angst vor den Kipppunkten, dass die Klimaveränderung außer Kontrolle gerät. Angst vor Verantwortung. Angst vor Verantwortungslosigkeit. Angst, keine Verantwortung zu haben. Angst vor Unsicherheit, vor Verlust von Sicherheit, von Verlust von Verlässlichkeit. Angst vor Schuldigwerden an  Völkern des globalen Südens, an Menschen, die wegen der Klimaveränderungen flüchten müssen, an den zukünftigen Generationen. Angst vor der Kaltherzigkeit, vor der Gleichgültigkeit, vor der Bedeutungslosigkeit. 

Angst vor der Angst.

Vielleicht wird die Angst weniger, wenn sie geteilt wird?

Ja, ich bin sicher, dass das so ist.

Was mindert unsere Angst? 

Gemeinschaft, Solidarität, Nähe, Mitgefühl, füreinander da sein, sich helfen, zuhören, fragen. Humor, nicht zu vergessen.

 

"Gut ist es an anderen sich halten, denn keiner trägt das Leben allein." Friedrich Hölderlin

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Friess (Montag, 28 Dezember 2020 17:23)

    Seit wir aus dem Uterus herausgepresst oder auch herausgezogen wurden haben wir Angst. Angst, nicht genügend Sauerstoff und Nahrung zu bekommen, zu erfrieren und die gewohnte Geborgenheit unwiderruflich verloren zu haben. Dem Erwachsenen hilft gegen die Angst nur Liebe. Vermeintlich ewige Liebe in der Partnerschaft oder vermeintliche Liebe Gottes in den Religionen. Die Angst flottiert frei zu geeigneten Objekten. Diese zu meiden, hilft manchmal. So Verzicht auf Besitz, Ehe, Kinder.

  • #2

    marianne (Dienstag, 29 Dezember 2020 10:49)

    Ja, liebe Evi, ich glaube, dass wir alle Ängste in vielfältiger Form kennen. Und Du hast eine Fülle beschrieben. Bei existentiellen Ängsten wie z.B. extremen Gefahren wenn es um Leben und Tod geht- bietet unsere Angst auch Schutz, und wir reagieren mit Urinstinkten und mobilisieren Kräfte und Stärken, die uns selbst fremd sind. In unserer zivilisierten Gesellschaft erleben wir dies glaube ich eher selten. Was Du am Beispiel der Absturzgefahr und-Angst beschrieben hast macht sehr deutlich, welche Ressourcen vorhanden sind und durch das Erleben von einem anderen Menschen, der vermeintlich mehr Angst hat oder zeigt frei werden und die eigene Angst zumindest im Moment reduzieren. Ich kenne das auch. Viele unserer Ängste wie: alt sein und gebrechlich, in Abhängigkeit zu kommen, die Kontrolle zu verlieren , Umwelt, Unmenschlichkeit im Miteinander, Kriege, Unfälle, andern nicht gerecht zu werden, "falsch" zu sein, nicht beachtet zu werden, Angst geliebte Menschen zu verlieren und ... bis hin zu der Angst zu sterben, sich der Endlichkeit des Lebens bewusst werden.

    Ich erlebe aber auch, dass viele dieser Ängste auf Vorstellungen, Gedanken und daraus resultierenden Emotionen begründet sind und sich häufig als unbegründet oder auch sich anders zeigend herausstellen oder zumindest nur sehr begrenzt von uns beeinflussbar sind. Und vor allem: einen ständigen Wandel erfahren. Nichts ist so, wie wir es denken. Nicht wahrhaftig.
    Möchte auch unterschreiben, was Roland schreibt (wen kümmert es eigentlich, was ich denke).
    Meine Hoffnung ist , dem allem im Leben mit Liebe und Annahme begegnen zu können. Diese Liebe kann nur aus unserem wahren Selbst, dem Kern kommen, frei von Gedanken, dem Erleben von innerer Stille, Frieden, Freiheit und ohne Worte. Und das nach außen tragen. Ein ständiges Übungsfeld und zuletzt vielleicht Gnade.

  • #3

    Marilena (Montag, 01 März 2021 19:49)

    Kenne viele deiner aufgezählten Ängste nur ZU gut... ( Verwandtschaft nicht ausgeschlossen). Auch wenn ich immer eine Zeit lang mit der Angst rum laufen ohne sie zu benennen, merke ich einfach immer wieder wie erleichternd es schon sein kann, die Angst mit jemandem zu teilen... dieses bloße Aussprechen alleine ist für mich manchmal schon so befreiend.