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Kartöffelchen, Kartöffelchen

Vor ein paar Tagen wollte ich (endlich) anfangen, mein Stück Garten winterfest zu machen. Die Erde lockern, die Wildkräuter (sprich Unkraut) entfernen und die Erde anschließend mit Laub abdecken. Beim Hacken des Beetes entdeckte ich jedoch ein paar Kartöffelchen.

Ich hatte dieses Jahr im späten Frühjahr Kartoffeln angepflanzt, mal wieder nach vielen Jahren. Ich hatte damit aufgehört, weil ich es neben der Arbeit nicht schaffte mich noch regelmäßig um den Garten zu kümmern. Um dann bei der Ernte festzustellen, dass die Wühlmaus die schönsten und dicksten Kartoffeln angefressen hat. Diese Wühlmäuse halten sich ja nicht an Regeln, dass man zuerst das aufisst, was man angefressen hat. Die fressen einfach immer neue Kartoffeln an, wie es ihnen vor die Schnauze kommt. 

Na also -wie erwähnt-, ich gab den Anbau auf, weil es mir zu mühsam war.

Und dieses Jahr, ich bin ja nun dauerhaft von der Arbeit freigestellt, und Corona bescherte außerdem noch Befreiung von Verpflichtungen, wollte ich es wieder mal versuchen. Ich kaufte sauteure Pflanzkartoffeln, frühe und mittelspäte, legte sie in die frisch gelockerte Erde, häufelte sie nach Erscheinen des Grüns an und versuchte auch die Erde feucht zu halten. Was mir nicht gelang. Nach kurzer Zeit gab ich die Gießerei auf, spätestens als die Regentonnen leer waren. Kartoffeln mit Trinkwasser zu gießen erschien mir doch ziemlich klimafeindlich.

Die schön aufgegangenen Pflanzen vertrockneten und verschwanden einfach und ich vergaß sie.

Bis, ja bis ich letzte Woche die Erde lockern wollte und dann die Kartöffelchen entdeckte. Sie waren so klein, dass sie wohl unter dem Radar der Wühlmaus lagen.  Keine einzige war angefressen. 

Ja, das machte mich glücklich. Etwas zu ernten, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich kam mir schon selber wie eine Wühlmaus vor, die sich durch die Erde wühlt auf der Suche nach Nahrung. Mit viel Mühe geerntet, gewaschen, gekocht, gebraten: Einfach köstlich. Einfach und gut. Hat gereicht für 3 Mahlzeiten. 

Das war jetzt mal was, was ich richtig angepflanzt hatte, wie eine "normale" Gärtnerin halt. Ansonsten habe ich mich darauf verlegt, das zu ernten, was einfach von alleine wächst. Ohne, dass ich es gesät, gepflanzt und großgepäppelt habe: Portulak, Sauerampfer, Rucola, Brennnesseln, usw. Unkraut halt. 

Beim Ernten der Kartöffelchen dachte ich auch an all die Kleinbauern dieser Erde, die ihre tägliche Nahrung mit soviel Mühe und Ausdauer anbauen. Und die durch den Klimawandel sich nicht mehr von ihrem Land ernähren können. Und die trotzdem nicht aufgeben.

Da habe ich es doch gut. Ich kann mir super gute Bio Kartoffeln mit meiner Gemüsekiste ins Haus bringen lassen!

Und nächstes Jahr vielleicht ein neuer Versuch. Gedüngt mit Bokashi Kompost. Ja, seit einem halben Jahr hat kein Bioabfall mein Haus verlassen. Der Bioabfall landet stattdessen im Bokashi Eimer, wo er eine Art Fermentierungsprozess durchmacht und anschließend die Grundlage für Kompost bilden soll. Muss sich noch zeigen, ob der Kompost gut wird. Nächstes Jahr bei den Kartoffeln?

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Friess (Donnerstag, 05 November 2020 23:15)

    Schöne Geschichte.