Letzte Woche war ich auf der Bestattung einer Freundin. Es war eine besondere Beerdigung. Besonders daran war, dass die Verstorbene mitten unter uns war.
Wie hat sie das gemacht?
Sie hat genau vorherbestimmt, wie und wo die Bestattung sein soll. Damit hat sie es ihren Hinterbliebenen leicht gemacht mit der Entscheidung, welche Art der Bestattung, welcher Friedhof, welches Grab, wie soll der Ablauf und wie die Feier sein. Niemand musste sich Gedanken machen über die Form, über den Umfang. Die Verstorbene selbst hat die Autorität über ihre Überreste zu verfügen, die Hinterbliebenen haben daran nichts zu kritisieren oder zu verändern.
Gesprochen hat eine der engsten Freundinnen. Auch das hatte die Verstorbene so gewünscht. Und diese Freundin hat nicht über die Verstorbene gesprochen, wie es sonst üblich ist, sondern hat sie direkt angesprochen. Damit wurde der Eindruck noch verstärkt, dass sie mitten unter uns war.
Eine weitere Besonderheit war, dass es eine bemerkenswert Kommerzfreie Bestattung war: Keine teuren Kränze, Blumengestecke, Kondolenzbücher, Reden und Feierlichkeiten in der Trauerhalle, aufwendige Grabstätte.
Caitlin Doughty kritisiert die "Death-Industrie" wie es im Englischen heißt. In den USA scheint es damit noch viel krasser zu sein: Eine Beerdigung kann dort locker 30 000 Dollar kosten und die Hinterbliebenen verschulden sich oft, um nur ja mithalten zu können und nicht für knauserig zu gelten. Caitlin Doughty ermuntert ihre Follower sich von diesem Kommerzdruck frei zu machen und sich stattdessen mehr mit dem (eigenen) Tod zu beschäftigen. Sie sagt: "Um dem Tod gelassen entgegenzublicken, müssen wir aktiv unser Leben leben". Und dazu gehört eben auch, über den Tod und was danach mit unseren Überresten geschehen soll zu reden, sich auszutauschen und nachzudenken.
Ich habe zumindest schon mal angefangen über meine Wünsche was Beerdigung betrifft nachzudenken. Am ehesten kann ich mir eine Baumbestattung vorstellen, weil der Wald und die Bäume für mich schon als Kind sehr wichtig waren. Und im Wald ist für mich am unmittelbarsten das Erleben von Entstehen und Vergehen möglich.
Oder vielleicht entgegen aller Vorschrift die Rosen im Garten mit meiner Asche düngen?
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Friess (Donnerstag, 24 September 2020 15:30)
Tipp: Eine stille Seebestattung in Verbindung mit einem Gedenkstein an einem geeigneten Ort kann eine gute Lösung sein.