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Wir Ubuntu

Dieser Tage ist viel die Rede von "Wir", die zusammen stehen wollen (sollen) und gemeinsam gegen "Rechts" vorgehen wollen (sollen) und den Hass gegen "Fremde" nicht zulassen (wollen). Und die Demokratie verteidigen sollen (wollen).

 

Was ist aber dieses "Wir", das verneint und abspaltet, dass dieser Hass, der Rassismus, der Chauvinismus mitten unter uns ist? Und eben auch zu diesem "Wir" gehört, ob uns das gefällt oder nicht?

Fängt der Rassismus, der Chauvinismus und damit die Abspaltung und der Hass nicht da schon an, wo z.B. bei einer Geschichte über einen Geschäftsmann, der in der Nachbarschaft eine Immobilie günstig erwirbt, um damit Geld zu machen, unbedingt dazu gesagt werden muss, dass dieser Geschäftsmann ein Türke ist (früher war es ein Jude). Dabei spielt es keinerlei Rolle, ob "der Türke" längst deutscher Staatsbürger ist. Er ist und bleibt "der Türke". Oder modischer ausgedrückt: Mensch mit Migrationshintergrund. Warum spielt die Nationalität in diesem Zusammenhang eine Rolle? Warum muss sie so betont werden? Das ist nur ein Beispiel. Davon gibt es viele. Und viele würden sagen, das hat doch nichts mit rechtem Gedankengut zu tun. Ich finde aber, da fängt es an.

Dieses "Wir" schließt immer jemand oder Teile aus.

 

Da gefällt mir das Konzept "Ubuntu" viel besser. Das ist ein Wir das niemand ausschließt.

Ubuntu ist ein Wort aus den Bantu-Sprachen (südliches Afrika) und bedeutet soviel wie Menschlichkeit. Es setzt sich zusammen aus dem Wort "ntu" was Mensch bedeutet. Und der Vorsilbe "Ubu", um den Begriff Menschlichkeit daraus zu bilden. Zusammen also Ubuntu. Die Bedeutung von Ubuntu ist: Ich finde meinen Wert in dir und du deinen umgekehrt in mir. 

Nelson Mandela beschäftigte sich mit  diesem Konzept Ubuntu, ja er verkörperte quasi diese Idee. Er erklärte Ubuntu einmal mit dieser Geschichte: "Früher musste ein Reisender, wenn er in ein Dorf kam, nicht nach Essen oder Wasser fragen. Sobald jemand da ist, bekommt er zu essen, und man beschäftigt sich mit ihm. Das ist ein Beispiel für Ubuntu."

"Ubuntu basiert auf der Erkenntnis, dass wir alle miteinander verbunden sind, auf eine Art und Weise, die für das Auge nicht unbedingt sichtbar ist, dass es aber dennoch ein Einssein der Menschheit gibt- und wir uns selbst verwirklichen, wenn wir uns selbst mit anderen teilen und für unsere Mitmenschen einsetzen." Mandela hätte niemals die rassistische Apartheit- Regierung ohne Blutvergießen überwinden können (nachdem er 27 Jahre in deren Gefängnissen eingesperrt war), wenn er das Konzept von Ubuntu nicht gelebt hätte. Und dieses besagt, dass auch die Rassisten, Mörder, brutalen Unterdrücker, Menschen sind.

 

Übrigens: In Darmstadt gibt es einen Verein "Ubuntu" der neben vielen kreativen Kursen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch das "Haus der 1000 Dinge" betreibt. Ein märchenhaftes Haus, das zum inspirierenden Stöbern einlädt.

  

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Kommentare: 1
  • #1

    Annette (Dienstag, 03 März 2020 16:32)

    Der Beziehungsphilosophie möchte ich mich anschließen. Ob es mir je gelingt? Es ist ein Ideal!