Der Garten macht mich manchmal glücklich. Wenn es mir gelingt, mich frei zu machen von Vergleichen mit anderen Gärten oder anderen Gärtnern. Und wenn ich nicht deren Ansprüche und Bewertungskriterien anwende. Wenn ich mich frei machen kann von all dem und einfach nur in der Erde wühle oder einfach nur herumspazieren und wahrnehme was geboten wird.
Heute habe ich entdeckt, dass in einem "Wildgarten" auch im Winter (wenn man davon sprechen kann) jede Menge Pflänzchen blühen und auch Insekten unterwegs sind. Ich habe bei der aussichtslosen Arbeit einen Streifen Land von Quecken und anderem Gras zu befreien, lila Taubnesseln, jede Menge Gänseblümchen und sogar Vogelmiere blühen sehen. Jedes Mal, wenn ich aus Versehen ein Blümchen ausgerissen habe, hat es mir Leid getan und ich habe versprochen, das nächste Mal besser aufzupassen.
Jede*r vernünftige Gärtner*in würde mich für bekloppt halten. Ich aber finde alles was von alleine wächst am schönsten. Zur Zeit gibt's jede Menge Portulak, den ich bei der Gemüsekiste schon teuer gekauft habe. Jetzt ist der ganze Garten voll davon ohne säen, gießen, pflegen. Nur ernten.
Und die Gerüche! Beim Hacken und Herausziehen von wilden Mohrrüben, habe ich heute ganz intensiv diesen Möhrengeruch wahrgenommen, viel intensiver, wie von einer Gartenmöhre.
Dazu tirilierten die Vögelchen schon wie im Frühling. Und ein Specht hackte in der riesigen Kiefer unseres Nachbarn.
Und dies alles zusammen, die Gerüche, die vielen kleinen Blüten und das Tock Tock des Spechtes hat mich glücklich gemacht.
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Ruth (Donnerstag, 16 Januar 2020 17:22)
Liebe Evi
gerade vorhin habe ich gedacht: Der Frühling ist schon da.
Die Schneeglöckchen stecken ihre Spitzen raus und die Winterlinge sind selbst hier im Schatten
schon dicke gelbe Kugeln. Und die Vögel machen einen Lärm im Gebüsch vor lauter Lebensfreude.
Ich genieße diesen Vorfrühling sehr.
Roland H. (Dienstag, 21 Januar 2020 14:36)
Ja, liebe Evi, ich kann es gar nicht oft genug erzählen, wie es mich beruhigt und beseligt - und mir nachts, statt Schäfchenzählen, in den Schlaf hinüber hilft -, mich hineinzuversetzen in die Mitte Dezember von mir noch rasch gesteckten Blumenzwiebeln, wie sie in der Erde im Halbdämmer ruhen, teils schlummernd, sich über den gelegentlichen Regen freuend, teils aber auch schon, weil darauf vorprogrammiert, zarte Wurzeln und Triebe aus dem Leib hervorschiebend, harrend der wärmeren Tage, um sich dem Gelegenheitsgärtner, der ich bin, dann ganz zu offenbaren. (So nicht die Wühlmaus schon vorher ihr schändliches Werk vollendet hat.)
In botanischer Solidarität,
Dein Rhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh