Ja, was ist überhaupt Geld?
Das Geld, was wir damit meinen, also das Geld in unseren Geldbörsen und Brieftaschen ist das eigentliche Geld.
Jeder hat jedoch noch Geld auf dem Konto, die einen mehr, die anderen weniger.
Dieses Geld, das auf irgendwelchen Konten liegt, wird Buchgeld genannt. Und genau genommen ist es gar kein Geld.
Auf dem Konto ist das Geld nur eine Zahl. Es ist eine Vereinbarung, eine Abmachung. Es gibt Gesetze, die das regeln. Die regeln, dass jeder sein Guthaben in Form von Buchgeld in Bargeld tauschen kann. Das funktioniert (normalerweise) so reibungslos, dass wir glauben, Buchgeld sei tatsächlich Geld (mit dem man etwas kaufen kann).
Ein wenig deutlicher wird dies bei Negativ Konten, d.h. wenn das Konto überzogen wird. Da wird ebenfalls (negatives) Buchgeld in Bargeld umgewandelt. Man nennt das (Überziehungs-)Kredit. Es gehört ebenso zu der Vereinbarung, dass negatives Buchgeld in Bargeld umgewandelt werden kann.
Die Banken sichern diese Vereinbarung (nämlich dass Buchgeld in Bargeld umgewandelt werden kann)bis zu 100 000 € je Konto zu. Bis zu diesem Betrag gilt die Vereinbarung (bei uns, wie hoch der Betrag in anderen Ländern ist, weiß ich nicht).
Alles Buchgeld, das es auf der Welt gibt, ist nur ein Versprechen, dass man es in Bargeld umtauschen kann! Also in Geld, mit dem man etwas kaufen kann.
Das Buchgeld hat jedoch inzwischen so ungeheure Dimensionen angenommen, die nur einigermaßen vorstellbar werden, wenn man sie in Relationen setzt:
1.Die Summe des Bargeldes auf der ganzen Welt ist sehr klein in Relation. Sie ist kleiner als der Wert aller auf der Welt befindlichen Aktien.
2.Der Wert aller auf der Welt befindlichen Aktien wiederum, ist geringer als die Summe aller Schulden auf der Welt (Schulden der Staaten, der Privatpersonen, aller Kreditnehmer, usw.).
3.Aber, und jetzt kommts: Der Wert aller Derivate der Welt, also der Finanzinstrumente, die von Banken, Hedgefonds, Versicherungen, Rentenfonds, reichen Privatpersonen und Finanzkonzernen, wie Blackrock, gehandelt werden, sind soviel wert, dass man damit 12 mal alles auf der Welt kaufen könnte, was es gibt!! 12 mal alles! Es gibt also 12 mal soviel (Buch-)Geld, wie realer Gegenwert existiert. D. h. 12 mal soviel, wie alle Häuser, Eisenbahnen, Schiffe, Fabriken, Computer, Krankenhäuser, Staubsauger, Stühle, Lebensmittel, Ackerland, Wasserwerke, Kraftwerke, Telefonnetze, Saatgut, usw. usw. wert sind!!!!
Die Vermögen der 50 reichsten Personen auf der Welt sind davon nur ein winziger Bruchteil.
Von dieser unvorstellbaren Summe der (Buchgeld-)Derivate, kann man also im Grunde nichts kaufen, weil es gar nicht soviel gibt, was man kaufen könnte. Es ist also im Grunde wertlos. Objektiv gesehen ist es wertlos. Schulden könnten einfach gestrichen werden, z.B. von Griechenland, ohne allzu viele Folgen. Wenn, ja wenn das kleine Wörtchen wenn nicht wäre: Wenn nicht auch die Schulden von jemand besessen wären, d.h. im Besitz von jemand wären.
Das ungeheuer viele erfundene Buch-Geld gehört irgendwem. Reale Menschen, Fondmanager, Banker, Hedgefonds Manager, Vermögensverwalter sorgen dafür, dass der Teil von dieser ungeheuren Summe, den sie verwalten, immer mehr werden soll. Sie wissen zwar, dass das viele geschaffene Buch- Geld, das es auf der Welt gibt, eigentlich wertlos ist. Aber für den kleinen Teil den sie verwalten, sehen sie das anders. Für diesen Teil suchen sie verzweifelt Anlagemöglichkeiten.
Sie sind unablässig auf der Suche nach Verbindungen zur Realwirtschaft, zur realen Welt. Denn ohne diese Verbindung würden sie es nicht schaffen, dass "erfundene" Geld in kauffähiges Geld umwandeln zu können.
Dieser Druck, der durch das anlegewütige Finanzkapital erzeugt wird, bringt große Nachteile und Gefahren für die Gesellschaften, ja für die ganze Welt.
Immer mehr Lebensbereiche werden käuflich gemacht, in privaten Besitz überführt und der (demokratischen) Verfügungsgewalt und Kontrolle entzogen.
Die öffentliche Daseinsvorsorge, Boden, Wohnungen, Krankenhäuser, Bahn, das Bahnnetz, Energie, öffentlicher Nahverkehr, Landwirtschaft, Lebensmittel, Rentenversicherungen, Krankenversicherungen, Wasserwerke, Stromleitungen, Mobilnetze.... Alles wird zum Anlageobjekt. Ja, auch unsere Renten, vor allem die anlagegestützten, sind vor Black Rock nicht sicher.
Wie konnte es soweit kommen? Warum lassen wir es zu, dass erfundenes Geld (Buchgeld, Derivate, Finanzprodukte, Spekulationen, Wetten auf die Zukunft, usw.) so eine Macht und Verfügungsgewalt erhält? Warum ist es möglich, dass mit erfundenem Geld, das nur Zahlen auf dem Papier sind, (noch nicht mal das, gibt es nur elektronisch und wird in Bruchteilen von Sekunden von Computern gehandelt) immer mehr Geld gemacht wird, ohne etwas Wirkliches zu schaffen?
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Jürgen (Freitag, 29 November 2019 22:39)
In "Paul Schreyer - Wer regiert das Geld" ist gut beschrieben, wie das "Erfinden" funktioniert. Beim Lesen kommt Verständnis auf für das Ford Zitat: "Es ist gut dass die Menschen des Landes unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn sonst, so glaube ich, hätten wir noch vor morgen früh eine Revolution."