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Realität und Wahrheit

Der Film "Der Nobelpreisträger", der vor kurzem in Arte lief, trägt einiges dazu bei, über das Thema Wahrheit, Realität und Wirklichkeit nochmal nachzudenken (das ist im übrigen nicht das einzige wozu der Film anregt. Es werden auch andere Themen, wie z.B. Kunst bearbeitet).

Der Protagonist in dem Film, ein Schriftsteller,  antwortet, als er von einem Journalisten nach einer Lesung  gefragt wird, wieviel in seinem Roman Realität ist und was Erfindung: "Kommt es denn darauf an? Die Realität existiert nicht. Es gibt keine Fakten, es gibt nur Interpretationen. Die Wahrheit, oder das, was wir so nennen, ist Interpretation oder das, was wir daraus ausgewählt haben, den Vorzug gegeben haben." 

Der Film ist echt ein Lehrstück zu diesem Thema, wie jeder Mensch aus seiner Sicht die Welt wahrnimmt und daraus auswählt. Und er wirft jede Menge neue Fragen auf: Wenn das so ist, dass jeder Mensch in seiner Realität lebt, wie kommen wir dann zu Übereinkünften? Wie ist denn dann eigentlich ein verantwortungsbewusster "objektiver" Journalismus möglich? Wie entgehen wir den Fake News?

Die "Filterblasen"-Nachrichten, die wir ungebeten auf unsere Computer und Smartphones bekommen, bedienen also gerade dieses Phänomen und verstärken es noch: "….. jeder Mensch lebt in seiner Welt, wo er von morgens bis abends Recht hat". Aus Juli Zehs Roman "Unter Leuten".  

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Kommentare: 1
  • #1

    marianne (Donnerstag, 29 August 2019 11:03)

    Liebe Evi,
    das o.g. Buch von Julie Zeh habe ich auch gelesen, und es hat mich auch gepackt. Doch wen interessiert das? Wer will wissen, was Wahrheit oder Wirklichkeit ist? Wer fragt danach?
    Immer wieder stoße "ich" da auf Ramana Maharshi: "Finde heraus, wer dieses ich ist.
    Vielleicht stellst Du dann heraus, dass es das nicht gibt..."
    Wenn Trennungen, Unterscheidungen und Bewertungen aufhören, ist dann nicht alles miteinander verbunden?