Erinnerung

Hiroshima Gedenktages. Mir ist aufgefallen, dass dieser Tag, ebenso wie z. B. der 8. Mai gar kein Gedenken oder Erinnerung mehr findet.

Zur Erinnerung: Am 6. August 1945 wurde auf Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen. 3 Tage später, also am 9. August 1945 wurde eine weitere Atombombe auf die Stadt Nagasaki abgeworfen. Es starben 100 000 Menschen sofort und in den Folgemonaten weitere 200 000. Getroffen wurden hauptsächlich Zivilisten und Zwangsarbeiter aus Korea und China.

Dabei wäre doch naheliegend eine Verbindung zu dem gerade beendeten INF Vertrag, zwischen USA und Russland (damals noch Sowjet Union), herzustellen. 

Zur Erinnerung: Durch den INF Vertrag wurde erstmals im Nuklearzeitalter real abgerüstet. Ermöglicht wurde dieser Vertrag durch den Mut Gorbatschows, der mit seinem Statement, sein Land werde niemals als erstes Atomwaffen einsetzen, in Vorleistung ging und auf der anderen Seite Vertrauen schuf.

Erinnern ist also wichtig, um aus der Geschichte zu lernen. Wird ohne Erinnerung die Gefahr größer, dass sich Geschichte wiederholt? Hilft Erinnerung gegen Rückfälligkeit?

Aleida Assmann vermutet, dass unsere Erinnerungsfähigkeit sich in der Evolution so gebildet hat: Erinnern ist der Hebel, der uns vor gefährlichen Rückfällen bewahrt. Was gefährlich ist, sollten wir nicht wiederholen (ähnlich wie der Angstreflex).

Gibt es eine Erinnerungspflicht? Aleida Assmann, die Gedächtnis- und Erinnerungsforscherin, meint dazu: Für den Einzelnen, für die Bevölkerung gibt es keine Erinnerungspflicht. Aber für Institutionen und die Medien gilt sie schon. Für den Einzelnen gibt es keinen Zwang sich zu erinnern (etwa an den Holocaust), aber es ist eine Sache, die jeden potentiell angeht und es ist eine eigene Entscheidung, sich zu erinnern (keine Verpflichtung).

Ich finde es lohnt sich zu erinnern, an den Ursprung, die Vorgeschichte von Ereignissen zurückzudenken, sich an die jeweiligen geschichtlichen Rahmenbedingungen ins Gedächtnis zu rufen. Dadurch entsteht mehr Komplexität, aber auch Einordnung von Ereignissen, Nachrichten.  

Erinnerung bedeutet auch: Ein Denkmal setzen, lebendig werden lassen, die Ehre erweisen, die Würde geben. Das beste Beispiel sind dafür die "Stolpersteine", die an reale Menschen erinnern. 

Erinnern hängt eng mit Erzählen zusammen. Geschichten über sich selbst oder aus der Familie oder aus anderen Gruppen. Manchmal kann ich das nicht auseinanderhalten: Ist das eine Geschichte, die ich selbst erlebt habe oder ist das eine Erzählung von anderen?

"Das Geheimnis der Erlösung heißt  Erinnerung" . Leider habe ich keine Erinnerung mehr von wem dieser Satz stammt?  

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Evi (Sonntag, 11 August 2019 12:48)

    Am 9. August gab es doch eine Gedenkveranstaltung zum Atombombenabwurf auf Nagasaki: Das Darmstädter Friedensforum organisierte diese mit dem Oberbürgermeister Jochen Partsch, der im Rahmen der Aktion "Bürgermeister für den Frieden" öffentlich den Appell an die Bundesregierung unterschrieb, den Vertrag der Vereinten Nationen zum Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen. Danach wurden auf dem Hiroshima-Nagasaki-Platz (ja, den gibt es in Darmstadt!) Texte von betroffenen Kindern vorgelesen, die die schrecklichen Erlebnisse dieser Tage und die Folgen schilderten.
    Eine schöne und nachdenkliche Veranstaltung.