nicht arbeiten gehen zu müssen. Sie sei deshalb ein schlechtes Vorbild. Auch diese Schilderung war in sich schlüssig und nachvollziehbar. Im weiteren Verlauf gab es meist weitere Gespräche, einzeln oder mit beiden Elternteilen gemeinsam, mit dem Kind alleine oder mit allen zusammen. Und jedes Mal vervollständigte und veränderte sich das Bild, welches ich von der Familie bekam. Die Personen wurden bunter und komplexer und keiner war nur schlecht und der andere nur gut. Menschen, die mir anfänglich unsympathisch waren, wurden mir zunehmend sympathisch oder umgekehrt.
Manchmal dachte ich dann, dass es mit meinem Urteilsvermögen wohl nicht zum besten bestellt ist oder dass ich zu leicht beeinflussbar bin. Oder dass Sozialarbeiterinnen halt für alles und jeden Verständnis haben, ein gängiges (Vor-)Urteil. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Die Buddhisten unterscheiden zwischen der Wahrheit und der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist, was auf jemand einwirkt, die Wahrheit ist etwas anderes. Wirklichkeit ist, was wir wahrnehmen, was auf uns einwirkt. Die Wahrheit ist oft etwas anderes. Buddhisten meinen, wir müssen nach der Wahrheit suchen.
Tierno Bokar, ein Sufi aus Mali, beschreibt das so:
meine Wahrheit die absolute Wahrheit deine Wahrheit
) O (
Er sagt, wir sollen dafür sorgen, dass die Wahrheiten sich zueinander kehren. Wir sollen die Übereinstimmungen suchen und diese sich annähern und berühren lassen:
( O ) (O) ()
Edmond Brahimaj, ein Sufi aus Albanien sagt: "Nichts hindert einen Sufi so sehr an der Suche nach der Wahrheit, wie das eigene Ego". Und: "Erwerben Sie Wissen, so viel Sie können" (um sich der Wahrheit anzunähern).
Ich finde gerade in Zeiten von immer mehr Fake News lohnt es sich darüber nachzudenken. Und nach der Wahrheit zu suchen?
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Erika (Donnerstag, 25 Juli 2019 13:54)
Vielleicht gibt es ja die absolute Wahrheit nicht !?
Jeder Mensch kann ja nur im Rahmen seiner eigenen Erfahrungen und begrenzten Intelligenz und Zugang zu Bildung " seine " Wahrheit finden, die in der Regel das bestätigt was man/Frau eh schon wusste. Vielleicht ist es deshalb wichtig mit Andersdenkenden im Kontakt und Gespräch zu sein. Das erweitert zumindest den eigenen begrenzten Horizont.
Ich hab mir jedenfalls vorgenommen absolute Wahrheiten und Dogmen anzuzweifeln und nach neuen Erkenntnissen zu suchen !!!!
marianne (Dienstag, 30 Juli 2019 11:20)
Ramana Maharshi, ein indischer Spiritueller des 20. Jhd., würde antworten: "Wer will das wissen. Finde zunächst heraus, wer dieses "ich" ist. Dann wird sich vielleicht die Frage erübrigen."
Auch "ich" werde natürlich von diesen Fragen des Lebens magisch angezogen. Und Dein Blog, liebe Evi, ist ein wunderbares Feld.
Wahrheit, Wirklichkeit... gehören dazu nicht auch die Gegenpole. Ohne Lüge keine Wahrheit etc. Gehört nicht alles zusammen? Und alle diese Begriffe/Worte grenzen doch ein. Wir brauchen dies natürlich für unsere Kommunikation. Vielleicht hilft es, sich darüber bewusst zu werden immer und immer wieder. Darüber, dass unser Verstand, der ständig nach Futter schreit, uns auch einschränkt und manipuliert. Wer ist dieses "Ego". Vielleicht eine Gebilde unseres Verstandes, eine Illusion?
Diese Gedanken können endlos weiter gesponnen werden. Und es macht Spaß.
Aber lenkt es nicht auch ab vom Sein, vom Innehalten. Von der Wahrnehmung, was gerade ist, in diesem Moment? Ein ständiges Übungsfeld im "Spiel des Lebens": Still sein und wahrnehmen, wie "es"
ein und ausatmet. Vielleicht müssen wir auch einfach akzeptieren, dass eine größere Kraft darüber bestimmt, wie es sein soll. Auch, wenn wir es scheiße finden. Aber, wer sind wir, dass wir darüber urteilen und bewerten. Ein Pups im Kosmos.
Wie beschrieben, auch "ich" bin dem verfallen, sonst wäre ich wohl nicht hier im Blog und würde mich gern mit andern über diese Fragen austauschen... und dann auch wieder still sein...