Wer hat sich eigentlich diese Geschichte ausgedacht, dass Eva aus der Rippe von Adam erschaffen wurde und auch nur deswegen, weil der Adam sich so einsam gefühlt hat? Wer hat all die Geschichtsbücher geschrieben, in denen Frauen gar nicht vorkommen und wenn doch, dann als Ehefrauen von …, als Mutter von …, als Tochter von …, "berühmten" Männern? Wer hat all die Filme gedreht, in denen Frauen zwar das Objekt (der Begierde) sind, aber äußerst selten, als handelnde Subjekte vorkommen? Wer dreht all die Kochsendungen im Fernsehen, in denen frau den Eindruck gewinnt, dass Kochen schon immer eine Männerdomäne war? Wer entscheidet eigentlich welche Künstler*innen in den Galerien und Museen präsentiert werden? (das *innen könnte frau weglassen, kommen eh kaum vor). Warum kommen in der Literatur so wenige Frauenfiguren vor und wenn, dann eher als Opfer, als Anhängsel, als Beiwerk? Warum ist unsere Sprache so, dass Frauen erst mal nicht vorgesehen sind, nicht gemeint sind? Wenn m a n Mensch denkt und sagt, denkt m a n als erstes an einen Mann! ? Die Menschheitsgeschichte ist die Geschichte von Männern, meist von "großen" Männern.
Wie kann das sein, dass die Hälfte der Menschheit über weite Strecken nicht vorkommt? Was haben denn die Frauen gemacht in der Zeit, in der Männer große Taten vollbracht und große Werke geschaffen haben?
Sprache schafft Wirklichkeit! Gedruckte Sprache schafft noch mehr Wirklichkeit. Deshalb ist die Durchsetzung der weiblichen Sprachform enorm wichtig und keine lästige, unelegante und modische Idee von Political Correctness.
Sprache und Repräsentanz im öffentlichen Raum sind bedeutend für die Identifikation, für das Denken, für die Wertschätzung, für das Bild von sich selbst, von Frauen und Männern.
Wie kann es sein, dass im Deutschen Bundestag Frauen immer noch unterrepräsentiert sind? Ja, dass der Frauenanteil sogar gesunken ist. Wie kann es sein, dass in einer meiner Lieblingssendungen "Die Anstalt" gerade mal 16 bis 25 % (je nach Sendung)Kabarettistinnen beteiligt sind? Wie kann es sein, dass in meiner Lieblingszeitung der "Freitag" der Artikelanteil von Autorinnen gerade mal 25 % ist?
Wie kommt es zu der Vorstellung, dass Gott (wer dran glaubt) auf jeden Fall ein Mann ist? Gott als Frau kommt nur als Witz vor. Gottvater, Gott Sohn und der Heilige Geist, alles Männer.
Frauen bekommen von Anfang an vermittelt, dass sie an 2. Stelle stehen, dass sie nicht gleichwertig sind, dass sie nicht so kreativ sind, dass sie nicht so durchsetzungsfähig, nicht so stark, nicht so belastbar, nicht so potent, nicht so bedeutend, nicht so wichtig sind.
Was haben eigentlich Frauen gemacht in all der Zeit, in der Männer "Großes" vollbracht haben. Zum Beispiel haben sie geputzt! Wir könnten doch mal anfangen und aus Klo Putzen eine richtig wichtige Sache zu machen.
Es geht nicht darum, dass alles besser wäre, wenn mehr Frauen in Leitungsfunktionen, in Regierungsfunktionen usw. wären. Oder gar, dass Frauen bessere Menschen sind. Aber es geht darum, was die Unterrepräsentanz in allen Bereichen im Bewusstsein, in der Selbsteinschätzung, in der Bewertung, im Gerechtigkeitsempfinden anrichtet.
Aber auch hier macht die junge Generation Hoffnung. Noch nie (außer in der Frauenbewegung) waren in einer Bewegung so viele junge Frauen aktiv und in der Öffentlichkeit präsent, wie in der Klimabewegung. Und das mit einer Selbstverständlichkeit und einer Selbstsicherheit, die große Ausstrahlung hat und viel Identifikationsfläche abgibt. Auch für "alte" Frauen, wie mich.
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Jürgen (Donnerstag, 15 August 2019 19:44)
Beim Lesen eines Artikels über Emmy Nöther musste ich an deinen BLOG Eintrag denken.
Sie war eine zu unrecht vergessene geniale Mathematikerin.. Ein Artikel der Zeit beschreibt das:
https://www.zeit.de/2009/47/Vorbilder-Noether
Interessanterweise schieben die Zeit Autoren dem zitierten Einstein den folgenden Gedanken unter:
"Einstein schrieb nicht "das bedeutendste weibliche mathematische Genie", obwohl er das sicherlich gemeint hatte. "
Das war aber wohl nur die Phantasie der Zeit Autoren, die aus irgendwelchen Gründen innerlich Zweifel an
ihrer Bedeutung hatten. Das ganze Zitat (der nachfolgende Teil wurde weggelassen) lässt keinen Zweifel:
In the realm of algebra, in which the most gifted mathematicians have been busy for centuries, she discovered, methods which have proved of enormous importance in the development of the present-day younger generation of mathematicians.