· 

Unsichtbar

nicht mehr wahrgenommen wurde. Es war dann wie eine Erlösung aus einer Verzauberung, wenn einem meiner Eltern plötzlich auffiel: Ja Kind, du sitzt ja immer noch da! Du solltest doch längst im Bett sein. Und das war zu Hause in einem geschützten Rahmen. Für draußen, in der Öffentlichkeit galt sowieso: Nur nicht auffallen, nicht laut sein in der Öffentlichkeit, ordentlich angezogen sein, nicht zu auffällig, nicht zu bunt, nur keine spontanen, unkontrollierten Lebensäußerungen. Nur nicht mit irgendwas aus der Umgebung herausstechen. Nur anderen keinen Anlass geben auf einen zu blicken. Dabei geht es nicht nur ums negative Auffallen, sondern ums gar nicht Auffallen. Nur nicht mit einer Leistung glänzen. Bloß nicht "angeben" oder sich groß tun. Nur nie im Mittelpunkt stehen. 

Bis heute habe ich ein Problem damit, unbefangen in ein Restaurant zu gehen, weil ich Angst habe die anderen Gäste könnten ihre Blicke auf mich richten. (Das ist aber schon viel besser geworden, seitdem ich gemerkt habe, dass frau eh ab einem gewissen Alter unsichtbar wird). Nur nicht auffallen. Möglichst unauffällig, angepasst anziehen und dezent zurechtmachen. Keinen Anlass geben für Taxierung und Be- (Ab-) wertung. Nie mit einer Leistung oder Begabung "angeben" oder "prahlen".

 

Hier ein Text von Nelson Mandela, durch den ich auf dieses Thema gekommen bin: 

"Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind. Unsere tiefgreifendste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein. Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die uns am meisten Angst macht. Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen? Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen? Du bist ein Kind Gottes. Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt. Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich so klein zu machen, dass andere um Dich herum, sich nicht unsicher fühlen. Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es Kinder tun. Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren. Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem einzelnen. Und wenn wir unser eigenes Licht erscheinen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis dasselbe zu tun. Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch andere."

 

Ist es wirklich leichter sich mit seinen Schwächen und Ängsten zu zeigen, als mit seiner  Kraft und seinem Mut? Stimmt das? 

 

Hier noch eine Weisheit von J.W. Goethe:

"Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben"

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Marilena (Dienstag, 09 Juli 2019 19:57)

    Ich denke, wir wünschen uns für jedes Kind, dass es seine Stärken erkennt und möchten es dabei unterstützen diese zu erweitern. Ich persönlich versuche jeden Tag, dass Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken und freue mich von Herzen, wenn sie stolz auf sich selbst sind. Auch ich bin sehr bestärkend aufgewachsen, was verändert sich dann? Warum ist es dann bei Erwachsenen etwas anderes..? Was geht verloren? Warum fällt jemand, der stolz von seinen Stärken erzählt auf? (Ob positiv oder negativ sei dahin gestellt). Machen wir uns selbst irgendwann unsichtbar oder entscheiden nicht die anderen Menschen, wen sie sehen (wollen) und wen nicht..? Ich denke außerdem, dass das Schulsystem eher darauf ausgelegt ist unsichtbar zu sein... das finde ich schrecklich... der Text von nelson mandela finde ich sehr berührend, danke evi
    Liebe Grüße marilena