· 

Beschämung

….verboten sei, dass er für heute jedoch ein Auge zudrücken wolle. Beim nächsten Mal solle mein Vater jedoch weiter vorne direkt an der Straße parken. In meinem kindlichen Eifer, ich war vielleicht 8 oder 9 Jahre alt, meldete ich dem Polizisten, dass wir viel weiter im Wald drinnen noch ein geparktes Auto gesehen hätten. 

Schon in diesem Augenblick, als ich den Satz aussprach, merkte ich, d.h. witterte ich, wahrscheinlich aus subtilen Reaktionen meiner Eltern, dass ich einen Fehler begangen hatte. Und als der Polizist dann weiter gegangen war mit den Worten: Na, dann werden wir da mal nachschauen gehen, wiesen mich meine Eltern mit den Worten zurecht: Also Evi! Sowas macht man doch nicht! Andere anschwärzen!

Ich fühlte mich unglaublich beschämt und schlecht. Meine Eltern hatten die ganze Situation bestimmt nach wenigen Minuten schon vergessen. Aber ich kaute daran tagelang herum. Ich konnte (oder dachte, ich kann nicht) mit niemandem darüber reden, weil ich mich so abgrundtief geschämt habe. Ich fühlte mich schuldig, andere angeschwärzt, ja verraten zu haben. Wegen mir müsste dieser Falschparker jetzt vielleicht ein Bußgeld bezahlen. 

Dieses Gefühl bekam eine Dimension, die der Situation selbst in keiner Weise angemessen war. Ja dieses Gefühl der Scham wirkt bis heute, wenn ich diese Geschichte erzähle und mich daran zurückerinnere. 

Wie ist es möglich, dass solche Beschämungserlebnisse solange und so intensiv wirken? Gibt es Wege, solche Erlebnisse aufzulösen, sich sozusagen selbst zu erlösen von dieser Scham? 

Kennt Ihr auch solche Situationen?

Kommentar schreiben

Kommentare: 0